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                |  | OTTO 
                  HERRMANN (1899-1995) 
 1899 in Stuttgart (Feuerbach) geboren, absolvierte Otto Herrmann 
                  die Volksschule und eine Lehre als Chemiegraph, bevor er als 
                  Freiwilliger in den Ersten Weltkrieg zog. Der militärische 
                  Drill die Kriegserlebnisse, und die materielle Armut haben den 
                  Künstler geprägt und schlugen sich unmittelbar in 
                  seinem Werk nieder.
 
 Anfang der 1920er Jahre wurde Otto Herrmann auf die Stuttgarter 
                  Kunstakademie aufgenommen. Studienaufenthalte führten ihn 
                  nach München, Paris und Italien. Bei Prof. Altherr absolvierte 
                  er 1928 die Meisterklasse. Danach arbeitete er als freier Maler 
                  und gesellschaftskritischer Zeichner für Zeitschriften 
                  wie Simplicissimus und Jugend. In dieser Zeit schloss sich Otto 
                  Herrmann der ARBK (Assoziation revolutionärer bildender 
                  Künstler) an. Einer der führenden Köpfe der ARBK 
                  war der Arzt und Schriftsteller Friedrich Wolf, für dessen 
                  Arbeiter-Theaterstücke Herrmann Bühnenbilder und Masken 
                  malte.
 Aus dieser Zeit ist wenig erhalten – eine Bombe zerstörte 
                  1944 sein Atelier.
 
 Während des Dritten Reiches war es ihm kaum noch möglich 
                  künstlerisch zu arbeiten. 1936 soll er Ausstellungsverbot 
                  erhalten haben und im Zuge der Aktion "Entartete Kunst" 
                  wurde 1937 ein Ölbild von ihm aus der Sammlung der Staatsgalerie 
                  entfernt. In diesem Jahr heiratete er Maria Herrmann, um ihre 
                  Verbindung nach mehr als 15 Jahren zu legitimieren. Trotzdem 
                  verließ er Stuttgart vorübergehend, um in München 
                  eine Stelle als Autotypie-Ätzer anzunehmen. Schließlich 
                  wurde er ein zweites Mal zum Militärdienst eingezogen und 
                  in ein Ausbildungslager für schwere Artillerie in Brünn 
                  (Tschechien) geschickt. Dem Einsatz an der Westfront entging 
                  er schließlich durch eine Freistellung zur Industriearbeit.
 
 Bekannt wurde Otto Herrmann zunächst 1950 für seine 
                  Serie DIE VERDAMMTEN; ein Zyklus aus Lithografien und Zeichnungen, 
                  inspiriert von Plieviers Roman "Stalingrad". Die Ausstellung 
                  der Grafiken löste in Stuttgart einen Skandal aus. Sein 
                  Anliegen, die äußerste Entwürdigung und Verlorenheit 
                  des Menschen im Kriegsgeschehen ins Bewusstsein zu bringen, 
                  trug ihm den Vorwurf ein, die deutschen Soldaten zu diffamieren.
 Diese erste große Aufmerksamkeit ließ Herrmann an 
                  der Serie weiter arbeiten und ein Buchprojekt in Angriff nehmen. 
                  Doch das aufstrebende Wirtschaftswunder und vor allem die Wiederbewaffnung 
                  der Bundesrepublik entzogen ihm den Boden bzw. das Publikum. 
                  Der Zyklus wurde zwar noch einige Male ausgestellt und von Sammlungen 
                  angekauft, doch Otto Herrmann war seither als der "Stalingrad-Maler" 
                  abgestempelt und zog sich frustriert über dieses Missverständnis 
                  zurück.
 Erst im Zuge einer Politisierung der Kunst durch die "68er" 
                  und eine Aufwertung gegenständlicher Malerei durch die 
                  "Neuen Wilden" bzw. die "Neoexpressionisten" 
                  rückten Otto Herrmanns Werke wieder in den Fokus des öffentlichen 
                  Interesses.
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