„Die ausdrucksvollste
Darstellung fand ich in der Lithografie, deren Technik ich mir durch
Studium der einschlägigen Literatur aneignete. Die von mir benutzte
Presse war das Kunstprodukt eines Schmieds, der sie aus Bombenschrott
zusammen bastelte. Die Walze entnahm er einer Waschmaschine. Das für
die Kreide benötigte Fett klaute ich meiner Frau aus der Küche.
Von einer ‘Auflage’ kann kaum die Rede sein. Das Papier
war damals unvorstellbar knapp. Ich bettelte es in Druckereien zusammen
und hatte immer viel zu wenig, weshalb ich es oft beidseitig bedruckte.
So kam es, dass ich von jedem Stein nur wenige Abzüge machen
konnte.“
(Otto Herrmann, 1991)
"Mein Stil ist geprägt von meinem Sinn für Lächerlichkeiten
und meinem Hass gegen jede Art von Gewalt.“
(Otto Herrmann, 1985) |
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WERKE
> DIE VERDAMMTEN
Der Zyklus DIE VERDAMMTEN ist Otto Herrmanns wichtigstes grafisches
Werk. Die Lithografien sind in den späten 1940er Jahren, unmittelbar
nach dem II. Weltkrieg entstanden. 1950 erstmals ausgestellt, hat
der Künstler sie im Laufe der Zeit in verschiedenen Fassungen
und unter diversen Titeln präsentiert.
Der Zyklus ist Otto Herrmanns persönliche Aufarbeitung der traumatischen
Erlebnisse des Krieges und Ausdruck seiner vehementen Auflehnung gegen
die Entwürdigung des Menschen im Kriegsgeschehen. Die Berichte
der heimkehrenden Soldaten nach dem II. WK und seine eigenen Erinnerungen
flossen in die grafische Arbeit ein, die von Th. Plieviers Roman Stalingrad
inspiriert wurde. Jahrelang arbeitete Otto Herrmann unter widrigen
Bedingungen an der Serie (siehe Zitat).
Der Zyklus wurde 1950 zum ersten Mal in Stuttgart in der Galerie Valentien
ausgestellt. Die Ausstellung löste einen Skandal aus. Angestoßen
durch einige Studenten der technischen Hochschule, die versuchten
eine Grafik öffentlich zu verbrennen, weil der Künstler
in seiner Serie die deutsche Wehrmacht beleidige. Der Rektor der Hochschule
legte den Streit in einem öffentlichen Forum bei, die Presse
berichtete und kommentierte. Diese erste große Aufmerksamkeit
ließ Herrmann an der Serie weiter arbeiten und ein Buchprojekt
in Angriff nehmen (Im Verlag Gerd Hatje sollte es erscheinen). Doch
das aufstrebende Wirtschaftswunder und vor allem die Wiederbewaffnung
der Bundesrepublik entzogen ihm den Boden bzw. das Publikum. Der Zyklus
wurde zwar noch einige Male ausgestellt und von Sammlungen angekauft,
doch Otto Herrmann war seither als der "Stalingrad-Maler"
abgestempelt und zog sich frustriert über dieses Missverständnis
zurück.
Erst im Zuge einer Politisierung der Kunst durch die "68er"
und einer Aufwertung gegenständlicher Malerei durch die "Neuen
Wilden" bzw. die "Neoexpressionisten" schenkte man
Otto Herrmanns Werken wieder Beachtung. |
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